Bist du immer müde und völlig erschöpft?
Stresst dich deine Arbeit so, dass du gar nicht mehr abschalten kannst?
Stehst du ständig unter Strom? Weißt nicht mehr, wo dir der Kopf steht?
Hast du Angst auszubrennen? Angst einen Burnout zu haben?
Aber woran merkst du, ob du einen Burnout hast?
Muss es immer erst zur völligen Erschöpfung kommen?
Machst du einfach weiter bis gar nichts mehr geht?
Und wenn du einen diagnostizierten Burnout hast, wie lange dauert es, bis du wieder gesund und voll arbeitsfähig bist?
Leider habe ich mir diese Fragen vor Jahren nicht gestellt. Ich hatte Burnout gar nicht auf dem Schirm. Dabei hätte ich meinen totalen Zusammenbruch verhindern können, wenn ich nur frühzeitig sensibilisiert gewesen wäre!
Denn: Das Burnout-Syndrom ist keine plötzliche Erkrankung, sondern ein Prozess. Das Problem dabei: meist entwickelt er sich schleichend und ist den Betroffenen gar nicht bewusst.
Bei mir war es meine Mutter, die mich auf mein stark verändertes Verhalten ansprach: „Kind, du wirkst ja richtig depressiv!“ Da wurde ich hellhörig. Irgendwie hatte ich ja schon gemerkt, dass ich sehr „dünnhäutig“ geworden war.
Im Verlauf der Erkrankung gibt es verschiedene Phasen, die sich über Monate bis Jahre entwickeln können. Ich nenne das die Burn-Down-Spirale. Langsam und mit anhaltender Überlastung geht es immer weiter bergab mit unserer Energie, unserer körperlichen und psychischen Verfassung.
Der Vorteil eines prozesshaften Verlaufes ist: man kann eingreifen, wenn man ihn nur frühzeitig erkennt!
Es muss also nicht bis zur völligen Erschöpfung kommen.
Du kannst aus dem Prozess aussteigen!
Ob du gefährdet bist, wie das Burnout-Syndrom verläuft und woran du die einzelnen Phasen der Burn-Down Spirale erkennst, liest du hier.
Wer ist gefährdet?
Wer ausbrennt muss vorher gebrannt haben
So wird Burnout oft dargestellt, um zu zeigen, wie sehr sich jemand für seine/ihre Arbeit eingesetzt hat.
Und es stimmt. Häufig trifft es Menschen, die mit viel Idealismus, Ehrgeiz und Leidenschaft ihre Arbeit verrichten. Menschen, die ihre Ideen und Innovationen mit Energie und Mut und auch gegen Widerstände umsetzen.
Der Begriff „Burnout“ kam in den 1970er Jahren auf, im Wesentlichen geprägt von H.J. Freudenberger und C. Maslach, die Belastungsreaktionen in sozialen Berufen untersuchten. Deshalb galt Burnout lange als ein spezielles Problem von Menschen in Heil- und Pflegeberufen, von Lehrern und Managern.
Seit den 1990er Jahren wird Burnout jedoch als ein Phänomen in allen Berufsgruppen und allen Hierarchieebenen festgestellt.
Es betrifft also längst nicht mehr nur Menschen mit Helfersyndrom, die nicht „Nein“ sagen können, oder die Super-Ehrgeizigen, die Über-Engagierten, die High Performer, die Perfektionisten, die Workaholics oder die glühenden Idealisten, die die Welt verändern wollen.
Auch Menschen mit normaler Leidenschaft am Leben, die einen guten Job machen möchten oder sich ein Stück vom Glück erarbeiten wollen, brennen immer häufiger aus. Menschen, die auf der Suche nach einem sinnvollen Leben sind, die Verantwortung für sich und andere übernehmen und bei dem Versuch, vieles gleichzeitig anzugehen, den Kontakt zu sich selbst verlieren.
Das liegt daran, dass nicht nur berufsbedingte Faktoren beim Entstehen eines Burnouts entscheidend sind, sondern es kommen auch persönliche und situative Faktoren hinzu wie zum Beispiel viel zu hohe Ansprüche an sich selbst oder ein einschneidendes Lebensereignis wie Unfall, Krankheit, Scheidung, Tod.
Der Burnout-Verlauf
Es existieren mehrere Phasenmodelle zur Beschreibung des Burnout-Syndroms.
Ich bevorzuge die Beschreibung in zwölf Phasen, die der Psychologe Herbert J. Freudenberger definiert hat:
Hier die Beschreibung der einzelnen Phasen im Detail:
I. Der Zwang sich zu beweisen
Die erste Phase der Burn-Down-Spirale ist am schwierigsten zu erkennen, da der Wunsch erfolgreich zu sein, im Grunde positiv ist. Gewinnt der Wunsch jedoch zu viel an Dynamik und wird die Verbissenheit zu stark (übersteigerter Ehrgeiz) – wird der Wunsch zum Zwang, ausgelöst durch übertriebene Erwartungen an sich selbst.
II. Verstärkter Einsatz
…entsteht häufig aus der Angst die Kontrolle zu verlieren. Sorgfalt, Perfektionismus und Engagement werden zwanghaft. Du hast das Gefühl, alles selbst und insbesondere dringlich machen zu müssen. Aufgaben werden besonders rasch erledigt. Etwas zu delegieren fällt schwer.
III. Subtile Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
Die Arbeit bzw. deine Aufgabe hat dich voll im Griff. Du beschreibst diesen „toughen“ Zustand als normal, empfindest ihn vielleicht sogar als angenehm, fühlst dich wichtig und gebraucht. Soziale Bedürfnisse betrachtest du als sekundär. ArbeitskollegInnen, die diesen Bedürfnissen nachgehen, werden manchmal sogar abgewertet. Die kleineren alltäglichen Pflichten und Freuden empfindest du als lästig und störend. Zum Beispiel werden Pausen als überflüssig erachtet, die Ernährung als nebensächlich angesehen oder der Körper vernachlässigt.
IV. Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen
Du nimmst zunehmende Konflikte mit ArbeitskollegInnen, der Partnerin/dem Partner nicht mehr wahr, ebenso wenig wie Schlafmangel und erste körperliche Symptome. Es mehren sich Fehlleistungen wie vergessene Termine, Terminkumulationen, Unpünktlichkeit und sonstige Fehler. Du bemerkst zwar, dass etwas ganz und gar nicht mehr stimmt, und die Vernunft sagt dir, dass du zurückfahren musst, aber du stellst immer wieder deine Bedürfnisse hinter den Anforderungen an das ‚Große Ziel‘ zurück. Die Heimlichkeiten und das Zurückziehen beginnen, denn niemand darf wissen, wie es dir wirklich geht. Häufig entstehen in dieser Phase Süchte.
V. Umdeutung von Werten
Deine Wahrnehmung verändert sich, du stumpfst ab, wirst oft hart und berechnend. Der persönliche Horizont verengt sich. Emotional ist diese Phase von Desorientierung geprägt. Ein häufiger Auslöser ist hier ein gestörter Zeitbegriff. Die Belastung, der Druck ist jetzt so hoch, dass Vergangenheit und Zukunft ausgeblendet werden müssen und nur die Gegenwart zählt. Dadurch geht die Relativität der Ereignisse verloren, Wichtiges ist von Unwichtigem nicht mehr zu trennen. Personen und Dinge, die den Betroffenen vormals wichtig waren, treten hinter die Arbeit zurück
VI. Verstärkte Verleugnung auftretender Probleme
Die Verleugnung ist hier als Schutzmechanismus zu verstehen und ist zumeist ein unbewusster Prozess. Die Verleugnung verschleiert den Burnout-Prozess. Die subtilen Vernachlässigungen deiner persönlichen Bedürfnisse verstärken sich. Du begegnest deiner Umwelt zunehmend zynisch, verbittert und mit Härte, in weiterer Folge beginnst du, dich abzukapseln. Ungeduld, Intoleranz, latente Aggressivität prägen den Umgangston. Die Leistungseinbußen sind deutlich merkbar, ebenso körperliche Beschwerden.
VII. Rückzug
PartnerIn, Familie und Freunde werden jetzt als Belastung, oft sogar als feindlich erlebt. Kritik wird nicht mehr ertragen; du fühlst dich orientierungslos und hoffnungslos. Die Desillusionierung und emotionale Verflachung sind vorherrschend und du ziehst dich vor dir selbst und der Welt zurück.
VIII. Beobachtbare Verhaltensänderung
Dir wird zunehmend alles egal, dein Rückzug verstärkt sich noch weiter und du fühlst dich von jeder Zuwendung angegriffen. Jede zusätzliche Arbeitsanforderung empfindest du als Belastung; du greifst auf Ausflüchte zurück. Deine Unterscheidungsfähigkeit ist weitgehend gestört, was Unterstützung, Aufmerksamkeit und Nähe angeht.
IX. Depersonalisierung
Hier entsteht der Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit und damit geht auch der letzte Rest des Erkennens eigener Bedürfnisse verloren. Daraus folgt eine tiefe Selbstverneinung, die sich auf den eigenen Körper und die eigene Person bezieht. Du hast also das Gefühl, nicht mehr du selbst zu sein; beschreibst dich als „Maschine, die funktionieren (muss)” und siehst dein Leben als sinnlos und unentrinnbar. Du vernachlässigst deine Gesundheit.
X. Innere Leere
In dieser Phase entstehen häufig schwere Phobien und Panikattacken. Das Gefühl der inneren Leere ist kaum zu ertragen, du fühlst dich nutzlos, ausgezehrt, erledigt – kurz, einfach fertig. Um diesen Zustand noch halbwegs auszuhalten – es gibt noch immer den schwachen Wunsch irgendwie aufzutanken – wird hier häufig zu Drogen und Aufputschmitteln gegriffen.
XI. Depression
An diesem Punkt ist einem einfach alles egal. Die Verzweiflung und die Erschöpfung haben das Ruder vollends übernommen und sind oft die einzigen wahrnehmbaren Gefühle. Die Initiative und Motivation sind am Nullpunkt angekommen, die Depression ist manifest geworden. Ein starkes Symptom ist hier der Wunsch nach Dauerschlaf – erste Suizidgedanken tauchen auf.
XII. Völlige Burnout-Erschöpfung
Die geistige, emotionale und körperliche Erschöpfung wird hier lebensgefährlich. Es gibt kein ‚Ich‘ mehr, die ursprünglichen Zwänge haben sich aufgelöst und damit der Sinn weiterzuleben. Häufig bricht hier auch das Immunsystem zusammen. Dieses Stadium ist eine ernsthafte Krise! Bitte lass dir helfen – es handelt sich um einen absoluten Notfall!
Die Phasen können unterschiedlich lang dauern. Es können auch einzelne Phasen übersprungen bzw. sehr schnell durchlaufen werden. Der Burnout-Verlauf ist also höchst individuell, genauso wie die Genesung.
Wie lange dauert ein Burnout?
Wenn du einmal in Phase 12 angekommen bist, kann es sehr lange dauern, wieder in einen voll arbeitsfähigen Zustand zu kommen. Manchen gelingt es auch gar nicht.
Wie lange ein Burnout dauert, ist individuell sehr unterschiedlich und hängt von der Komplexität des Falles ab. Die Dauer muss immer von der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt in Zusammenarbeit mit der Patientin/dem Patienten entschieden werden.
Bei Personen, die grundsätzlich eine positive Einstellung zum Leben und der Arbeit haben, sich aber akut in einer außergewöhnlichen Belastung befinden, genügt teilweise bereits eine mehrwöchige Auszeit mit oder ohne Reha, idealerweise gefolgt von einer ambulanten Psychotherapie, Achtsamkeitstraining, Coaching etc.
Bei Personen mit schweren körperlichen und psychischen Beschwerden können längere Krankschreibungen notwendig sein. Abhängig ist die Dauer der Krankschreibung selbstverständlich auch von der medizinischen, familiären und beruflichen Unterstützung, die du erfährst. Es kann zu längeren Aufenthalten in Reha-Kliniken (stationär oder in einer Tagesklinik) kommen, gefolgt von ambulanter Psychotherapie. Oft wird der Genesungsprozess auch pharmazeutisch unterstützt.
Auf die Krankschreibung erfolgt meist eine mehrmonatige Wiedereingliederung in den bestehenden Job oder auch eine komplette berufliche Neuorientierung.
Der Weg zurück ins Berufsleben nach einem Zusammenbruch ist langwierig und schwer. Ich habe ihn selbst erlebt und musste dabei auch Rückschläge hinnehmen. Daher ist es immer besser, erst gar nicht so weit zu kommen.
Lass es nicht bis zum Zusammenbruch kommen!
Wenn du Stress hast, halte einen kurzen Moment inne und schau dir die Graphik genau an.
Frage dich ehrlich, wo du gerade stehst.
Selbst wenn du dich „nur“ in einer der ersten Phasen wiederfindest, werde aktiv und rede mit jemandem, der sich auskennt.
Burnout ist kein Schicksal und entsteht nicht über Nacht. Er verläuft in mehreren Phasen, bei denen du mit professioneller Hilfe eingreifen kannst. Du musst nicht ausbrennen, nur weil du Leistung erbringen willst!
Bei Fragen kontaktiere mich gerne.
Be happy! 💖