Systemische Aufstellungen: Der Ablauf

20. Oktober 2023 | Methoden

So, heute wird es praktisch!

Nachdem wir vorab einige grundlegende Begriffe geklärt und die Entstehungsgeschichte der Aufstellungsarbeit betrachtet haben, beschreibe ich im heutigen Beitrag, wie eine systemische Aufstellung überhaupt abläuft.

Bist du bereit?

Mach dein Thema sichtbar

Gut. Du hast also ein Thema, dem du mit Hilfe einer Aufstellung auf den Grund gehen möchtest. Dafür unterhältst du dich zunächst mit dem:der Aufstellungsleiter:in ausführlich über dein Anliegen. Ihr geht alle Aspekte durch, und ermittelt dabei, wer oder was aufgestellt werden soll.

Wichtig ist auch herauszufinden, was du dir von der Aufstellung erhoffst, was dein Ziel ist und woran du merkst, dass das Ziel erreicht ist.

Wenn Thema, Systemelemente und Ziel klar sind, geht es daran, dein inneres Bild zum Thema mit allen Elementen im Raum aufzustellen. Dazu gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten

  1. Aufstellung in der Gruppe
  2. Aufstellung im Einzelcoaching

Die Aufstellung in der Gruppe

Wenn du eine Aufstellung in der Gruppe wählst, ist es wichtig zu beachten, dass keine:r aus der Gruppe Teil des Systems ist, welches du aufstellen möchtest. D.h. die Stellvertretenden sind nicht am Anliegen selbst beteiligt („Fremde“).

Auswahl und Aufstellen der Stellvertreter

Bei der Auswahl der Stellvertretenden kannst du ganz intuitiv bzw. spontan vorgehen.  Du wählst also aus den Teilnehmenden für jedes deiner Systemelemente eine:n Stellvertreter:in aus und auch einen für dich selbst (den „Fokus“).

Anschließend stellst du dich nach und nach hinter jede:n der Stellvertretenden, legst die Arme auf seine:ihre Schultern und führst ihn:sie an die Position im Raum, die dir gerade stimmig erscheint. Dafür lässt du dich wieder von deiner Intuition („deinem Bauch“) leiten. Das machst du mit allen Repräsentierenden so, bis alle ihren vorläufigen Platz im Raum gefunden haben.

Danach verlässt du das Feld der Aufstellung. Du wirst nun zum:zur Beobachtenden von außen und überlässt alles weitere dem:der Aufstellungsleiter:in und den Repräsentierenden. Du hast so die Möglichkeit, das System mit all seinen Elementen und Beziehungen zueinander von außen zu betrachten und auf dich wirken zu lassen.

Die repräsentierende Wahrnehmung

Das Interessante ist nun, dass die Stellvertretenden die Gedanken, Empfindungen, Bedürfnisse und körperlichen Reaktionen derjenigen wahrnehmen, für die sie in den Raum gestellt wurden. Das passiert ganz von alleine, selbst wenn sie dein Anliegen gar nicht kennen und nicht wissen, für wen oder was sie stellvertretend aufgestellt wurden.

Dazu muss ein:e Stellvertreter:in über keine spezifischen Fähigkeiten verfügen. Jeder eignet sich als Stellvertreter:in. Jeder von uns kann Dinge wahrnehmen. Selbst wenn ein:e Stellvertreter:in in seiner:ihrer Position erstmal gar nichts fühlt, kann er:sie das äußern. Auch das kann eine wertvolle Erkenntnis mit sich bringen.

Meist ist es aber so, dass Stellvertretende durchaus etwas wahrnehmen, sei es, dass eine andere Person unangenehm nah steht oder jemand fehlt oder man sich irgendwie im Abseits fühlt.

Es können auch Körperwahrnehmungen auftreten, wie plötzlicher Husten, Wärme, Kälte, Schwere in den Gliedmaßen uvm. Oder aber, es kommen Emotionen hoch wie Ärger, Erleichterung, Unruhe oder auch der dringende Wunsch, die Position im System verändern zu wollen.

Für die aufgestellten Vertreter:innen ist es im Allgemeinen gut erkennbar, dass bzw. wenn die Wahrnehmungen nicht ihnen selbst sondern dem System und der Rolle zuzuordnen sind. Insbesondere wenn die Wahrnehmungen sich auf ein Element des Systems richten und/oder sie nicht zu dem eigenen üblichen Erfahrungsspektrum der Vertreter:in gehören. Das sind die sogenannten „repräsentierenden Wahrnehmungen“.

Stellungs- und Prozessarbeit

Nachdem alle Systemelemente im Raum aufgestellt sind, befragt der:die Aufstellungsleiter:in die einzelnen Stellvertretenden nach ihren jeweiligen Wahrnehmungen in der Position. So erhält er:sie ein erstes Stimmungsbild. Betrachtet wird auch, wie die Personen zueinander stehen: sind sie einander zu- oder abgewandt? Stehen sie eng beieinander oder weit entfernt? Wer steht bei wem? Wer steht im Weg oder versperrt die Sicht? Wer steht im Abseits? Wo gibt es Allianzen?

Wichtig ist hierbei: auch wenn die einzelnen Mitglieder des Systems durch Personen verkörpert werden, handelt es sich nicht um ein Rollenspiel! Die Repräsentierenden erhalten keinerlei Vorgaben und denken sich keine Sprechrollen aus. Sie antworten lediglich auf die Fragen des:der Aufstellungsleiters:in indem sie ihre Wahrnehmungen schildern.

Oft ergeben sich hier schon erste Erkenntnisse für dich durch die unterschiedlichen Perspektiven. Anschließend beginnt die sogenannte Stellungs- und/oder Prozessarbeit. D.h. der:die Aufstellungsleiter:in leitet Veränderungen in der Aufstellung ein, indem z.B. Personen umgestellt oder klärende/lösende Sätze ausgesprochen werden.

Zwischendrin wird immer wieder das Empfinden der Stellvertretenden abgefragt, so dass nachvollziehbar ist, was die ausgeführte Veränderung im System bewirkt hat. Dies wird so lange durchgeführt, bis sich ein stimmiges, geordnetes Bild für alle ergibt und es allen besser geht. Dieses Schlussbild wird dann zu deinem neuen inneren Bild des aufgestellten Systems, welches du als innere Ressource in dir tragen kannst. So eine Ressource kann im Nachhinein große Wirkung entfalten!

Der Abschluss

Am Ende der Aufstellung betrittst du also als Themengeber:in das Schlussbild und löst den Fokus (deine:n Stellvertreter:in) in seiner:ihrer Position ab. Du übernimmst also selbst wieder deine Rolle im System. Du schaust und fühlst dich in das Bild hinein und verinnerlichst es. Anschließend bedankst du dich bei allen Stellvertretenden und entlässt sie wieder aus ihren Rollen (sie „entrollen“ sich).

So können die Stellvertretenden das Feld der Aufstellung verlassen und sich wieder mit ihrer eigenständigen, individuellen Persönlichkeit identifizieren. Damit ist die Aufstellung beendet.

Es wird empfohlen, im Anschluss das Erlebte erstmal „sacken“ zu lassen. Am besten ist es, etwa 72h nicht darüber zu sprechen, um die energetische Wirkung nicht zu zerreden. Rückfragen an den:die Aufstellungsleiter:in bzw. Coach sind aber möglich.

Oftmals bringt die Aufstellung so viel Klarheit, dass es im Anschluss keiner weiteren Sitzung bedarf. Manchmal jedoch kann durch eine Aufstellung allein ein Problem nicht gelöst werden. Dann gibt es immer die Möglichkeit, in einer separaten Coaching-Sitzung das Thema weiter zu verfolgen.

Die verdeckte Aufstellung

Bei Gruppen-Aufstellungen findet das Vorgespräch meist direkt vor der Aufstellung vor allen Teilnehmenden statt. Damit kennen sie dein Thema und auch die Personen bzw. Elemente, die aufgestellt werden sollen.

Das Vorgespräch kann aber auch schon vorab unter 4 Augen mit dem:der Aufstellungsleiter:in erfolgen, so dass nur diese:r die Details deines Anliegens kennt. Der Gruppe wird dann nur die Überschrift deines Anliegens genannt und wer bzw. was aufgestellt werden soll.

Spannend ist die Variante der verdeckten Aufstellung. Hier kennen nur du und der:die Aufstellungsleiter:in die Einzelheiten. Die Teilnehmenden kennen weder das Thema noch, wen oder was sie repräsentieren.

Für die Durchführung einer Aufstellung ist das Wissen über dein Thema für die Repräsentierenden irrelevant. Die Aufstellung funktioniert auch so. Oft sind die Wahrnehmungen in den einzelnen Positionen dann um so verblüffender, weil der:die Stellvertretende sie sich garantiert nicht ausgedacht haben kann.

So habe ich z.B. eine verdeckte Aufstellung erlebt, in der eine Stellvertreterin ständig Schmerzen im rechten Bein spürte. Nach Ende der Aufstellung stellte sich heraus, dass sie für die Schwester der Themengeberin stand, welche sich gerade das rechte Bein gebrochen hatte.

Die Aufstellung im Einzelcoaching

Eine sehr geschützte, weil private Form der Aufstellung ist die systemische Aufstellung mit Hilfe von Figuren im Einzelcoaching.

Hier verwendet man statt menschlicher Stellvertretenden Figuren, Stofftiere, Bauklötze o.ä., um die Systemelemente zu repräsentieren.

Man kann diese dann auf einem sog. Systembrett aufstellen, oder aber – wenn es größere Figuren sind – im Raum auf dem Boden.

systemische Holzfiguren

Ich lasse normalerweise größere Holzfiguren und/oder Stofftiere auf dem Boden in der Praxis aufstellen, so dass du dich anschließend über die jeweilige Figur „in die Position hineinstellen“ kannst.

Zuerst jedoch betrachtest du das aufgestellte innere Bild von außen und schaust, was dir auffällt. Anschließend hast du die Möglichkeit (und auf Wunsch auch ich), dich in die aufgestellten Rollen selbst hineinzufühlen. Das machst du am besten, indem du dich direkt über die Figur stellst und wahrnimmst, wie es sich dort anfühlt.

Dies sorgt oft für erstaunte AHA-Momente und tiefe Einsichten, weil sich durch den Perspektivwechsel ganz neue Gefühle oder Ansichten bemerkbar machen. Du erfährst diese Wahrnehmungen direkt und nicht über eine:n Stellvertretende:n. Das macht es viel leichter für dich, diese unbekannten Gefühle, Ansichten, Gedanken, Körperreaktionen etc. anzunehmen. Du erlangst so ein tiefes Verständnis für die Situation des anderen.

Du in Aktion

Du bist also vollständig am gesamten Ablauf der Aufstellung beteiligt. Von der Auswahl der Systemelemente sowie der zugehörigen Figuren bis hin zur Klärung von Konflikten. Du erschaffst dir so Schritt für Schritt dein ganz persönliches, ressourcenvolles Lösungsbild.

Es bedeutet allerdings auch, dass du in einer Aufstellung im Einzelcoaching viel mehr selbst in Aktion bist und dich nicht zurücklehnen und die anderen „mal machen lassen“ kannst. Wenn du dich in die verschiedenen Positionen hineinstellst, wirst du auch immer wieder Dinge spüren, die nicht zu dir gehören.

Energetisch ist das eine deutlich intensivere Arbeit als in einer Gruppenaufstellung, in der du „nur“ Zuschauer:in bist. Du musst dich aber nicht in die einzelnen Positionen hineinstellen, wenn du das nicht möchtest. Entweder stelle dann nur ich mich hinein und gebe Rückmeldung über meine Wahrnehmungen oder die Wahrnehmung der Positionen wird komplett von außen vollzogen.

Tatsächlich kann aber das Erspüren der unterschiedlichen Energien in jeder Position unglaublich wertvoll für dich sein und bereits ein erster Schritt zur Veränderung bedeuten. Daher lohnt es sich unbedingt, es auszuprobieren.

Auch hier beginnt nun die Stellungs- und Prozessarbeit so lange, bis ein stimmiges Schlussbild erreicht ist.

Vorteile des Einzelcoachings

Der Vorteil einer Aufstellung im Einzelcoaching ist, dass wir eine Aufstellung mit Figuren jederzeit machen können, weil wir nicht auf das Zustandekommen einer Gruppe angewiesen sind.

Sollte nur eine gewisse Zeit für die Aufstellung zur Verfügung stehen, können wir uns das Zwischenbild merken, indem wir es aufzeichnen oder fotografieren. Dann arbeiten wir in der nächsten Sitzung dort weiter, wo wir zuvor aufgehört haben.

Ganz oft hat sich bis zur nächsten Sitzung schon einiges in deinem Inneren geklärt oder deine Situation hat sich weiterentwickelt. Es kann durchaus spannend sein, erneut beim Zwischenbild anzusetzen und die Veränderungen wahrzunehmen. Manchmal kommen dann neue Aspekte hinzu, die zuvor noch nicht relevant oder bisher verborgen waren.

Ausprobieren!

Nun weißt du also, was dich bei einer Aufstellung sowohl in einer Gruppe, als auch im Einzelcoaching erwartet. Du kennst den Ablauft.
Hat es dein Interesse geweckt? Hast du Lust, es selbst einmal auszuprobieren und Klarheit für dein Thema zu gewinnen?

Wie schon erwähnt, führe ich systemische Aufstellungen nur im Einzelcoaching durch, nicht in der Gruppe. D.h. wir können das jederzeit machen, sofern du in meine Praxis in der Münchner Innenstadt kommen kannst.

Eine Besonderheit bei mir ist, dass ich manchmal kinesiologische Methoden dazu nehme. Was Kinesiologie ist und wie ich sie in der systemischen Aufstellung verwende, darum wird es in Teil 4 meiner Themenreihe gehen. Bleibe neugierig! 😊

Wenn noch Fragen offen sind, oder du bereit bist, eine Aufstellung im Einzelcoaching auszuprobieren, dann kontaktiere mich gerne!

Be happy! 💖

Deine Bettina

Hi, ich bin Bettina

Life & Business Coach

Ich helfe dir, wieder in Kontakt mit dir selbst zu kommen, Wege aus der Stress-Spirale zu finden, deine wahre Berufung zu entdecken und diese Schritt für Schritt in dein Leben zu integrieren.

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